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Donnerstag, 25. April 2024
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    Von der Freiheit, die schönsten Wochen des Jahres zu genießen

    Als der alte Kapitän Ulrich Meyer von der Baltrum-Linie noch lebte, hat er es nie versäumt, seine Fahrgäste, die von Norddeich oder Neßmersiel nach Baltrum übersetzten, mit einem persönlichen Gruß von Bord zu lassen: „Ich wünsche Ihnen einen wunderbaren Aufenthalt.“

    Baltrum, die kleinste unter den sieben ostfriesischen Inseln, war nie ein Ort für Schickimicki und ausschweifende Einkaufsfreuden. Die Möglichkeiten, sein Geld zu verprassen, hielten und halten sich in Grenzen. Wer Baltrum bucht, sucht Strand, Meer und freundliche Vermieter. Urlaub wie anno dazumal. Konsumtechnisch handelt es sich beim Baltrum-Touristen um den Ansichtskartentyp, eine Stippvisite im Schmuck- oder Likörladen an Regentagen nicht ausgeschlossen.

    Und doch hatte der erfahrene Kapitän Meyer unter all den kniepigen Schwaben und bedächtigen Schweizern, die ihren Fuß auf Baltrumer Sand setzten, eine Zielgruppe ausgemacht, die es fertigbrachte, ihr Geld mit beiden Händen auszugeben. „Die Rheinländer“, pflegte der Käpt’n zu schwärmen, „sind ein ganz besonderes Völkchen. Sie haben vor der Reise einen Urlaubskredit aufgenommen, und den hauen sie jetzt auf den Kopp!“

    Urlaub auf Pump also, das war zu Meyers Zeit, etwa zwischen 1960 und 90, noch eher die Ausnahme, die sich zudem eine Spur unseriös anfühlte. Zumindest in weiten Teilen der alten Bundesrepublik. Erst in den Neunzigerjahren setzte eine großflächige Bewerbung ein: „Heute buchen, übermorgen zahlen.“ Oder: „Den Urlaub finanzieren – einfacher als du denkst!“ Auch die schönste Zeit des Jahres sollte und konnte auf Raten abgestottert werden. So richtig populär ist das Modell nie geworden, im Rheinland vielleicht ausgenommen. 

    Der Urlaubskredit funktioniert wie der Ratenkauf bei Auto oder Waschmaschine. Doch was bei Letzteren als absolut vernünftig gilt, auch weil dank des Kredits etwas Handfestes erworben wird, wirkt bei der Urlaubsfinanzierung weniger rational. Warum? Weil die Ferien schnell vergehen. Wenn die Erinnerungen an Sonne, Strand und Meer schon verblassen, stehen die monatlichen Raten immer noch im Raum. 

    Christian Gollner, Reise-Fachmann bei der Verbraucher-Zentrale Baden-Württemberg, rät deshalb, den Urlaubskredit kritisch zu prüfen und „eher mal auf Leistungen zu verzichten“. Als ob Urlaub ein reines Rechenexempel wäre …

    Natürlich steckt in fast jeder Ferienfahrt eine Menge Sparpotenzial – das Ausweichen auf einen anderen Flughafen, auf die Nebensaison, auf den Verzicht manch übertriebener Reiseversicherung. Nur mal zum Beispiel. 

    Andererseits, warum müssen ausgerechnet die paar Wochen des Jahres, bei denen man sich eine Auszeit von der minutiösen Taktung des Alltags nimmt, bis ins kleinste Detail durchkalkuliert werden? Ein klein wenig finanzielle Freiheit kann dazu beitragen, die Ungebundenheit des Urlaubs zu dem Erlebnis werden zu lassen, das man sich immer erträumt hat.

    Erst recht gilt das für den ganz großen Urlaub, für den Segeltörn in der Karibik, die Weltreise, das Wohnmobil-Abenteuer in den USA. Oft ist es der Urlaubskredit, der solche Vorhaben möglich macht, und ob das Abzahlen der Raten dann wirklich schmerzt, sei dahingestellt.

    Käpt’n Meyer waren die fröhlichen Rheinländer jedenfalls sehr sympathisch. Weil er als Baltrumer davon profitierte, das auch. Vor allem aber, weil ihre Lebensfreude so gut zum Urlaub passte.

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