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Dienstag, 16. April 2024
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    Im dunklen Keller

    Eine Umfrage der Landesbausparkassen über Sparpotenziale beim Hausbau ergab vor einigen Jahren: Die größten Möglichkeiten, billiger zu bauen, sehen die Bundesbürger in der Steigerung ihres Eigenanteils – DIY oder: mach’s selber! An zweiter Stelle aber und noch weit vor einer etwaigen Reduzierung von Grundstücksgröße oder Wohnfläche steht der Verzicht auf eine Unterkellerung des Hauses. Jeder vierte Bauherr präferiert inzwischen „unten ohne“.

    So ganz von ungefähr kommt das nicht. Zwischen 300 und 600 Euro werden, je nach Ausstattung und Nutzung, für jeden Quadratmeter Untergeschoss fällig. Will man überdies noch Risikofaktoren im Baugrund wie aufstauendes Sickerwasser ausschließen, empfiehlt sich für den Keller die Form einer sogenannten „Weißen Wanne“, bei der die gesamte Abdichtung und Tragwirkung von Beton gewährleistet wird. Unter 50 000 Euro ist eine solche Konstruktion kaum zu bekommen. Das ist, um es salopp zusagen, viel Holz – Geld, das dem Bauherrn an anderen Stellen fehlt.

    Auf der anderen Seite erstaunt die neue Enthaltsamkeit beim Unterbau doch ein wenig. Als Partykeller, Hobbykeller oder auch als Weinkeller ist das Untergeschoss populär geworden und durchaus zum populären deutschen Kulturgut aufgestiegen. In Gestalt von Waschküche, Trockenraum oder Heizkeller (vom Standort des Öltanks bis zum Mini-Blockheizkraftwerk) verfügt es über einen hohen Nutzwert.

    Noch gar nicht so lange her, da war es gang und gäbe, dass man zum Kohleholen in den Keller ging oder auch zum Kartoffelholen. Der Keller war in dieser Hinsicht ein überaus nutzwertiger Lagerort für all die Dinge, die „oben“ nun wirklich keinen Platz mehr fanden.

    Für die mit den Jahren wachsende Familie bedeutet der (ausgebaute) Keller eine Erweiterung des Wohnraums. Tochter oder Sohn werden sich glücklich schätzen, endlich „ein Reich für sich“ zu bekommen, gern auch im Keller. Ab einem Alter, da der Keller alles Dunkle und Unheimliche der frühen Kindheit verloren hat, ist das kein Problem mehr. Gern wird deswegen auch die Rechnung zugunsten des vermeintlich so teuren Kellers aufgemacht: 40 Prozent mehr Lebensraum für 10 Prozent Mehrkosten.

    Völlig unterschätzt wird beim Thema Keller seine Funktion als Überlaufbecken für aussortierte Dinge. Die alte Gitarre, der Diaprojektor, der gescheiterte Russisch-Kurs mit seinen vielen CDs, die ollen Skischuhe, der alte Brockhaus, Kleider und Anzüge, die ganze Schränke füllen könnten und eigentlich noch wie neu sind – alles findet im Keller seinen Platz und geht in ein Stadium der vorläufigen Vergessenheit über.

    Aber solange es im Keller lagert, ist es noch nicht ganz verloren, genau wie die blassblauen Liebesbriefe, die man eigentlich lieber verbrennen würde, aber wer weiß, vielleicht … Ab und zu passiert es ja, dass einige Dinge aus dem Untergrund wieder emporgespült werden, und dann ist man glücklich, dass sie im Keller wie in einem Museumsarchiv des eigenen Lebens überdauert haben.


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