Jeder hat sie zuhause, aber nur die wenigsten von uns haben sich vor dem Kauf mit dem Thema beschäftigt: die Matratze. Aber wenn du einen gesunden Schlaf schätzt, dann solltest du dir deine Entscheidung gründlich überlegen. Wir helfen dir, die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Deshalb haben wir uns mit der Expertin Heike Ross von Aquaribik SchlafKultur in Düren darüber unterhalten, was eine gute Matratze ausmacht
Redaktion: Jemand kommt zu dir und sagt schlicht und einfach „Ich hätte gerne eine Matratze“. Wie reagierst du darauf?
Heike Ross : Mit dieser Frage ist man bei mir schon einmal richtig. Aber eigentlich kann ich alleine damit nichts anfangen. Um umfangreich beraten zu können benötige ich mehr Informationen: das Alter der Person, die Größe des Bettes, mögliche gesundheitliche Probleme, das eigene Schlafverhalten und vieles mehr. Zum Glück wissen das die Menschen in der Regel, aber leider nicht alle.Und genau deshalb sind wir auch hier. Deshalb der Reihe nach.
Beginnen wir mit der wichtigsten Frage: Wie wichtig ist die richtige Matratze für einen gesunden Schlaf?
Sie ist extrem wichtig, denn immerhin verbringen wir fast ein Drittel unseres Lebens im Bett. Wer schon einmal mit einem schmerzhaften Rücken aufgewacht ist, weiß um die Wichtigkeit der richtigen Matratze. Denn die Beschwerden nehmen mit der Zeit zu statt ab. Neben Rückenschmerzen sind Nackenverspannungen und Kopfschmerzen immer ein Hinweis dafür, dass die Matratze nicht passt. Darüber hinaus ist auch darauf zu achten, dass die Matratze „atmen“ kann. Denn ein schlechtes Feuchtigkeitsmanagement führt häufig zum Auftreten von Hausstaubmilben – ein Horror für Hausstauballergiker.
Ganz einfach gefragt: Ist teuer denn immer gleich besser?
Einfach geantwortet: nein. Es kommt immer auf das Individuum an. Was nützt die teuerste Matratze, wenn sie an den für mich entscheidenden Stellen drückt? Der Mensch soll sich nicht an die Matratze anpassen, sondern die Matratze an den Menschen. Genau deshalb sind die eigenen Ansprüche so wichtig. Als Seitenschläfer muss ich etwa darauf achten, dass die Matratze im Schulter- und Beckenbereich soweit nachgibt, sodass die Wirbelsäule einerseits gerade gelagert ist und andererseits Hüfte und Schultern einsinken können. Als Bauchschläfer wiederum ist es wichtig, dass die Matratze nicht zu weich ist, damit der Rücken nicht durchhängt. Genau deshalb ist eine Beratung auch so wichtig.
Der Preis spielt also keine so große Rolle.
Wie sieht es mit der Matratzenart aus? Gibt es hier welche, die du allgemein empfehlen würdest?
Wie gesagt, es kommt auf den einzelnen Menschen an. Häufig werden Latex-Matratzen empfohlen, da diese für eine gute Position der Wirbelsäule wie im Stand sorgt. Das ist auch richtig so, aber sie ist nicht für alle die richtige Matratze. Eine Taschenfederkernmatratze beispielsweise ist wegen der guten Durchlüftung für Menschen geeignet, die im Schlaf viel schwitzen. Das heißt aber wiederum, dass Wärme nicht gut gespeichert wird. Für Menschen, die beim Schlafen frieren, ist sie also nicht wirklich geeignet.
Für diese besser geeignet sind hochwertige Schaumstoffmatratzen, die Wärme gut speichern können und belastbar sind. Ideal ist außerdem, dass die schweren Körperbereiche einsinken, die leichteren wiederum werden gut gestützt. Boxspringbetten wiederum sind für jene ideal, die sich im Bett viel bewegen. Denn durch den guten Liegekomfort wird die Wirbelsäule auch bei Bewegungen optimal unterstützt.
Und was sagst du zu Wasserbetten?
Das Schlafen in einem Wasserbett gilt tatsächlich als gesund und komfortabel. Es ist quasi die ergonomischste „Matratze“ überhaupt, da sie zu 100 Prozent den Körper beim Liegen unterstützt – und das in jeder Lage. Nacken- oder Rückenprobleme sind so fast unmöglich. Darüber hinaus lässt sich die Wassertemperatur regulieren: Wer es gerne warm hat, heizt das Wasser auf, wer es kühler mag, lässt es abkühlen. Wenn sich zwei das Bett teilen, empfiehlt sich ein duales System. So hat jeder seine eigene Hälfte, die nach den eigenen Bedürfnissen eingestellt werden kann. Und, für Allergiker sehr wichtig: Hausstaub und Milben haben im hygienischen Wasserbett keine Chance, da die Matratzenauflage einfach in der Waschmaschine gewachsen wird.
Ein Wasserbett ist vom Preis vergleichbar wie ein gleichwertiges, herkömmliches Matratzensystem. Allerdings nachhaltiger, da ein Wasserbett durchaus bis zu 30 Jahre bei gleicher Liege-Qualität benutzt werden kann.
Halten wir fest: Für einen gesunden Schlaf ist die richtige Matratze wichtig, wobei es aber keine allgemeingültigen Empfehlungen gibt – außer vielleicht das Wasserbett.
Gibt es ein paar Punkte, auf die du beim Kauf einer Matratze achten würdest?
Wie bei den Matratzen selbst gilt es auch beim Kauf die eigenen Vorstellungen und Bedürfnisse im Blick zu behalten. Das gilt übrigens auch fürs Lattenrost, da etwa solche mit wenig Leisten nur für (Taschen)Federkernmatratzen in Frage kommen, während etwa Schaummatratzen mindestens 42 Leisten haben sollten.
Bei der Matratze selbst spielt natürlich die Größe eine Rolle. Das Material ist auch wichtig, da manche Stoffe Allergien auslösen oder verstärken können. Auch auf den Härtegrad sollte geachtet werden, die von H1 (extrem weich) bis H4 (extrem hart) gehen. Dabei spielt das Gewicht eine wichtige Rolle, damit der Körper nicht zu wenig beziehungsweise nicht zu viel durchdrückt. Und noch etwas Wichtiges darf auf einen Fall fehlen: Eine Matratze muss vor dem Kauf unbedingt probegelegen werden. Deshalb Vorsicht bei Online-Bestellungen.
Einleitend hast du erwähnt, dass das Alter auch eine Rolle spielt. Kannst du uns das erklären?
Je älter wir werden, desto eher treten körperliche und gesundheitliche Beschwerden auf. Wenn ich etwa Probleme beim Drehen habe, dann kann ich mich mit der falschen Matratze wundliegen. In so einem Fall wäre ein Wasserbett ideal, da sich die Matratze optimal an meinen Körper anpasst. Kinder wiederum verbringen viel Zeit im Bett – zum Schlafen aber auch zum Rumtoben. Beides sollte die Matratze gewährleisten.
Heike, vielen Dank, dass du dir Zeit für uns genommen hast.