Klinkersteine sind, und das klingt durchaus widersinnig: künstlich hergestellte Natursteine aus rein natürlichen Materialien. Sie trotzen Wind und Wetter und sind eine optisch ansprechende Möglichkeit der Fassadengestaltung. Und die wohl pflegeleichteste – es sind weder Wartung noch Waschen nötig. Wenn die typische Klinkeroptik nach einigen Jahren nicht mehr gefällt, lässt sich Klinker jederzeit streichen.
Man verwendet Klinkersteine ausschließlich als Sichtmauerwerk, verputzt sie also nicht. Das bedeutet allerdings auch, dass Klinker nicht zu jedem Baustil passen. Für mediterrane Häuser kommen Klinker beispielsweise gar nicht infrage, da sind Putz, Farbe und Natursteine die erste Wahl.
Zum Verblenden einer Mauer oder einer Wärmedämmung kann man auch Riemchen aus Klinker nehmen, also eine sehr dünne Variante. Verwechseln Sie diese nicht mit den Riemchen aus Kalksandstein, den KS-Verblendern. Diese sind wie alle Kalksandsteine wasserdurchlässig und saugfähig, weshalb man sie als Fassadensteine entsprechend imprägnieren muss.
Klinker klingen hell, wenn man sie gegeneinanderschlägt. Ziegelsteine, von alters her oft auch „Backsteine“ genannt, erzeugen einen dumpferen Ton. Sie sind poröser als Klinker und können Wasser aufnehmen. Fassaden aus Ziegelsteinen brauchen daher stets noch einen Außenputz als wetterfesten Abschluss.
Klinkersteine bestehen aus einem Mix aus diversen silikatreichen Tonmineralien, Lehm und im Gegensatz zu Ziegeln auch noch Feldspate. Die Zutaten werden zermahlen und in unterschiedlichen Mischungsverhältnissen in Formen zu Rohlingen geformt und schließlich gebrannt. Neben der Mischung bestimmt auch die Temperatur, ob harte Klinker, Keramikklinker oder die poröseren Ziegel entstehen.
Ziegel brennt man bei Temperaturen zwischen 900 und 1400 Grad Celsius, für Klinkersteine sind dagegen höhere Temperaturen ab 1200 Grad Celsius sowie eine längere Brenndauer nötig. Im Gegensatz zu Ziegeln enthält das Ausgangsmaterial von Klinkern mehr Aluminiumsilikate, was die höheren Brenntemperaturen ermöglicht. Bei 1000 Grad Celsius geht die sogenannte Versinterung los, die für die robusten Eigenschaften der Klinker verantwortlich ist: Durch Temperaturen dicht unter dem Schmelzpunkt der ton- und mineralhaltigen Zutaten schmelzen oberflächliche Poren zu und es entsteht die sehr feste Klinkeroberfläche. Die Steine nehmen so gut wie kein Wasser mehr auf.
Im Prinzip gibt man die tonhaltige Masse wie Teig in eine Kuchenform und backt sie im Ofen. Je nach Art, wie man die Rohlinge in Form bringt, unterscheidet man zwischen Wasser-, Handstrich und Strangpressverfahren, die zu unterschiedlichen Oberflächenstrukturen führen. Bei handgeformten Klinkern quetscht man den Ton in eine vorher besandete Form, wobei typische Faltungen und Rillen entstehen, die auch beim Brennen erhalten bleiben. Beim sogenannten Wasserstrich wird der Ton dagegen mit Wasser aus der Form gelöst, wobei sich eine glattere Struktur und die typischen Schlieren bilden. Besonders gleichmäßige Mauerklinker entstehen im sogenannten Strangpressverfahren, bei dem im Prinzip immer ein gleichmäßiges Stück von einer langen Tonwurst abgeschnitten wird.
Einmal verbauen, nie wieder entfernen oder renovieren: Klinkersteine sind extrem widerstandsfähig und können locker über 100 Jahre alt werden. Siesehr hart, frostfest und bleiben auch nach Jahren noch farbecht, bestenfalls dunkelt die Fassade kaum merklich nach. Auch um eine Fassadenreinigung muss man sich mit Klinkern nicht kümmern.
Das mögliche, sogenannte Ausblühen in den ersten Jahren kommt in der Regel nicht vom Klinkerstein, sondern vom Mörtel. Es kommt zur Salzkristallbildung, die sich in feinsten Rissen auch an der Wand niederlassen. Die Klinker selbst sind nach dem Brennen frei von Salzen, von den Steinen geht das Ausblühen höchstens aus, wenn man sie falsch und feucht gelagert hat oder sie in der Mauer direkten Erdkontakt haben. Oder wenn man die Fassade mit Salzsäure gereinigt hat. Das Ausblühen verschwindet durch das Regenwasser meist von selbst. Wenn es schneller gehen soll, kann die Fassade auch mit Wasser gereinigt werden.
Klinkersteine speichern Wärme, erfüllen jedoch nicht die modernen Anforderungen an eine Dämmung. Daher wird immer die eigentliche, tragende Mauer der Hinterschale gedämmt. Dennoch sind Klinker ideal für eine nachträgliche Fassadensanierung, wenn sie als Vormauerwerk im Rahmen eines Wärmeverbundsystems mit einer Dämmschicht zwischen alter Wand und den Klinkern versehen werden. Klinkerriemchen eignen sich außerdem als direkte Deckschicht für viele Wärmedämmungselemente.
Schwarz, Grau, Grünlich, Rot, Ocker, Orange, rein Weiß und dazu noch zahlreiche Nuancen: Die mineralische Zusammensetzung der verwendeten Tonerden bestimmt maßgebend die Klinkerfarbe, da gibt es sogar regionale Unterschiede. Darüber hinaus variieren die Farben auch noch je nach Temperatur im Brennofen und je nach Herstellungsverfahren, also ob der Ton noch glasiert, bedampft oder mit einer dünnen Sandschicht bestreut gebacken wird.
Die Formate und Maße der Klinkersteine sind in der DIN 1053 Mauerwerk erfasst: Es gibt Klinker in Normalformat (NF), Dünnformat (DF), 2x Dünnformat (2DF), Waalformat (WF), Waaldickformat (WDF) oder Lang-Dünnformat (LDF). Das Normalformat hat zum Beispiel eine Länge vom 240 Millimeter, eine Breite von 115 Millimeter und eine Höhe von 71 Millimeter.
Es gibt Hochloch- und Vollklinker, außerdem noch besonders feste Keramikklinker, sie haben die höchste Druckfestigkeitsklasse von 60 Newton pro Quadratmillimeter. Zum Vergleich: normale Klinker kommen immerhin auf 28. Die unterschiedlichen Mauersteine werden in der Baunorm DIN 105-100 reguliert und beschrieben.
Neben Mauerklinker gibt es auch Pflasterklinker für Bodenbeläge. Aber egal, ob als Fußbodenbelag oder Vormauer – das Rohmaterial aus tonhaltigem Lehm ist identisch. Nur die weiteren untergemischten Materialien sind je nach Verwendungszweck der Steine unterschiedlich, sodass die Oberfläche bei Pflasterklinkern ebener wird – und die Steine an sich druckfester und stabiler. Sie müssen schließlich begehbar und mit Fahrzeugen befahrbar sein. Damit sie auch bei Regen rutschfest sind, werden die Pflastersteine schon bei der Herstellung oberflächlich geriffelt oder anders behandelt. Zudem haben Pflasterklinker meist Abstandshalter eingebaut, die das Pflastern erleichtern.
Das gängige Maß der Pflasterklinker liegt bei 20 x 10 Zentimeter, wobei es sie auch quadratisch oder in runden Formen gibt.
Pflaster- und Mauerklinker sind eng miteinander verwandt, aber nicht untereinander austauschbar. Mauerklinker sind als Bodenbelag ebenso untauglich wie eine Wand aus Pflasterklinkern.
Eine Klinkermauer kann entweder selbsttragend auf einem eigenen Fundament stehen oder mit Luftschichtankern und speziellen Auflageflächen am tragenden Mauerwerk befestigt werden. Die Anker sorgen auch für den passenden Wandabstand. Mauerklinker werden immer mit Mörtel verbaut.
Wie bei jedem Naturmaterial weist die Farbgebung von Klinkersteinen mit jedem Brennvorgang leichte Veränderungen auf. Deshalb: mischen Sie nie die Steine verschiedener Paletten miteinander, wenn Sie ein einheitliches Fassadenbild erzielen wollen!
- Legen Sie das Schichtmaß fest, also die Höhe der Klinkersteine samt Fugenbreite über die gesamte Mauerhöhe. Damit bestimmen Sie die nötige Steinmenge.
- Mauern Sie vollfugig und streifen den austretenden Mörtel sofort mit der Kelle ab. Die Anordnung der Steine in der Wand, also der Verband, kann unterschiedlich gewählt werden. Vermeiden Sie aber grundsätzlich Kreuzfugen.
- Wenn die Wand nachträglich noch extra verfugt werden soll, kratzen Sie den leicht angetrockneten Mauermörtel ein bis maximal zwei Zentimeter tief aus der Fuge.
- Schützen Sie noch nicht fertige Mauerabschnitte vor Regen und decken die Klinkersteine mit einer Folie ab. Das beugt auch dem späteren Ausblühen vor. Sie können die oberste Steinreihe mit Teerpappband zudecken, Folie darüber legen und alles mit Steinen beschweren. Das Pappband sorgt dafür, dass die Folie etwas Abstand zur Wand bekommt und Luft darunter zirkulieren kann.
- Die Fugen können Sie entweder gleich beim Mauern mit dem Mauermörtel gestalten oder sie auskratzen und anschließend mit Fugenmörtel füllen, der auch andersfarbig sein kann. Die Fugen kann man glatt, rau, mit der Mauer abschließend oder auch leicht versenkt gestalten.
Pflasterklinker kommen als pflegeleichter Belag für Terrassen, Auffahrten oder auch Gartenwege infrage. Sie benötigen einen tragfähigen, wasserdurchlässigen Unterbau aus Schotter als Frostschutz und eine Tragschicht mit zwei Zentimetern Gefälle. Die Schotterschicht sollte je nach geplanter Belastung der Fläche zwischen 15 und 25 Zentimeter dick und mit einem Rüttler verdichtet sein.
- Für die Pflasterfläche ist ein tragfähiger, wasserdurchlässiger Unterbau aus Schotter als Frostschutz- und Tragschicht mit zwei Zenitmetern Gefälle nötig. Die Schotterschicht sollte nach geplanter Belastung der Fläche zwischen 15 und 25 Zentimeter dick und mit einem Rüttler verdichtet sein.
- Die Ränder der Fläche müssen von Kantensteinen gestützt werden, damit die Klinker nicht bei Belastung seitlich wegrutschen.
Zusammenfassend kann man durchaus sagen: Verklinkern ist recht aufwendig und teuer. Bei Klinkern im Normalformat 240 x 115 x 71 Millimeter können Sie je nach Farbe und Ausführung mit Preisen zwischen gut 30 und 60 Euro pro Quadratmeter Mauerfläche rechnen, wofür man 48 Klinker braucht. Die Preise für Riemchen beginnen bei gut 15 Euro pro Quadratmeter für das Format 240 x 9 x 71 Millimeter und können für hochwertige Riemchen mit 240 x 14 x 71 Millimeter ebenfalls bis etwa 60 Euro steigen. Das sind nur die Kosten für das Material, dazu kann man noch mit Kosten um 50 Euro pro Quadratmeter fürs Mauern plus Verbrauchsmaterial wie Maueranker rechnen. Insgesamt kommt man auf Kosten von 120 bis fast 160 Euro pro Quadratmeter. Wer seine Fassade dagegen verputzen lässt, kommt inklusive aller Kosten und Dämmung auf rund 60 Euro pro Quadratmeter.
Pflasterklinker kosten ohne Unterbau und Arbeit zwischen 20 und 35 Euro pro Quadratmeter und liegen damit über Beton, aber noch unter Natursteinen.